Märchentheater Triengen

Alles wäg dere Lügi-Geiss

Die Menschen strömen in Scharen in das Kultur- und Gemeindezentrum Forum in Triengen. Egal ob Eltern mit ihren Kindern, Grosseltern mit ihren Enkeln, Onkel und Tanten mit ihren Nichten und Neffen oder Gottis und Göttis mit ihren Patenkindern: Sie alle trotzen heute TV und Youtube und begeben sin in die analoge Welt des Märchentheaters.

Der Geräuschpegel ist bei so vielen Kindern entsprechend hoch, die Aufregung und die Freude sind förmlich greifbar. Doch als das Stück beginnt, wird es plötzlich mucksmäuschenstill im Saal. Das Publikum schaut gebannt auf die Bühne, wo nun Schneidermeister Nödeli und das freche Rägeli Bohnenbluest ihren Auftritt haben.

So frech wie das Rägeli, so spitzbübisch, faul und verfressen werden Fitz, Franz und Florian, die Söhne des Schneidermeisters, dargestellt. Kein Wunder also, dass ihr Vater eher seinem geliebten «Meckerhörnli» glaubt als seinem Nachwuchs. Die Geiss behauptet nämlich stets, von den Burschen nicht richtig gefüttert worden zu sein. Kurzerhand schickt der Vater seine Söhne fort, damit sie einen anständigen Beruf und Pflichtbewusstsein erlernen. «Alles wäg dere Lügi-Geiss», resümiert Fritz wütend.

Nach drei Jahren sind Fritz, Franz und Florian zu Männern herangereift und haben verschiedene Berufe erlernt. Zum Lohn erhalten sie von ihren Lehrmeistern Geschenke: Fritz einen verzauberten Tisch, Franz einen Goldesel und Florian einen mysteriösen Knüppel in einem Sack. Als sich Fritz und Franz in einer Gaststube treffen, werden ihre Wunderdinge kurzerhand vom habgierigen Wirte-Parrs ausgetauscht. Leider bemerken sie dies erst, als sie ihrem Vater und Rägelis Mutter deren Zauberkräfte vorführen wollen. Letztlich gelingt es jedoch Florian und dem Rägeli, ein Happy End herbeizuführen.

Moral — auf humorvolle Art vermittelt

Das Grimm′sche «Tischlein deck dich» wird in Triengen in einer Fassung von Jörg Schneider aufgeführt. Das Stück erinnert denn auch an einen Mix aus Kasperlitheater und Boulevardkomödie. Die (kindgerechten) Flüche bringen nicht nur die Kleinsten im Saal zum Lachen. Und auch, dass Rägeli den Schneidermeister «Göfi» anstatt «Nödeli» nennt, sorgt für allgemeine Heiterkeit. Doch wie bei Märchen üblich, können die Kinder auch Lehren aus der Geschichte ziehen. Zum Beispiel, dass man weder habgierig sein noch lügen sollte. Oder, dass sich Fleiss letztendlich auszahlt.

Inszeniert wurde das Märchen von Vierfach-Mami Prisca Steiger. Es war nach zehn Stücken, in denen sie selber mitspielte, ihr Regie-Debüt. Sie zeigt sich nach der Aufführung sehr zufrieden: «Die Schauspieler wachsen über sich hinaus, das Stück lebt von Mal zu Mal mehr.» Sie habe als Regisseurin sehr viel gelernt. «Es ist schon eine Herausforderung, Schauspieler, die noch nie gespielt haben, auf diplomatische Art und Weise anzuleiten, so dass man letztendlich das gewünschte Endprodukt erhält.» Sie könne sich jedoch durchaus vorstellen, wieder einmal bei einem Stück Regie zu führen.

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