Märchentheater Triengen

Gold aus Stroh hat seinen Preis

Im Grunde ists ja eine tragische Geschichte: Da sagt ein Müller, um seine Tochter gut verheiraten zu können, dieselbe vermöge es, Stroh zu Gold zu verspinnen. Und der König will Gold sehen. Dass Lieseli, das arme Mädchen, sich in seiner Not angesichts von drei Ballen Stroh zu einem Deal mit einem bösartigen Heinzelmännchen hinreissen lässt, wer kann es ihm verargen?

Schneider-Typen

Seppli weckt Oberkoch Brutzel, der vom Schmorbraten träumt, mit einer Schnecke (Foto: Peter Weingartner)

«Potz Millione, Späck und Bohne!» sagt Seppli, der Müllerbursche nicht nur einmal. Und der Kennsatz des Müllers selber lautet so: «Ou du verbrönnte Mählsack!» Das ist Jörg Schneider, wie er schreibt und lebt: Wortwitz und Situationskomik. So können sich die komödiantischen Talente auf der Bühne voll ausleben. Und über solche verfügen die Trienger Theaterleute. Typen eben, von denen die Grimmigen Brüder kaum geträumt haben: der quirlige und keinem Streich abgeneigte Seppli, der stets müde und von saftigem Schmorbraten träumende Oberkoch Brutzel, Kammerfrau Schrecknäsi mit dem schwachen Herzen.

Regisseurin Sophie Hodel, eine «Grimm-Tante», wie sie selbst sagt, muss nicht mehr oft eingreifen bei den letzten Proben auf der Forum-Bühne. Zwar steht in der Ecke noch der Flügel vom Männerchor-Konzert; der Vorhang lässt sich trotzdem ziehen. Sie korrigiert noch die Positionen, hebt den Daumen, wenn sich der Müller so verhält, wie sie es sich an der letzten Probe gewünscht hat.

Sechs Aufführungen

Der Kulissenwechsel zur königlichen Küche dauert etwas länger, doch es hat sich gelohnt. «Sieht super aus», sagt einer aus dem Probenpublikum. In der Tat: Das Detail macht die stimmige Atmosphäre, und auch dieses Jahr wurde wieder gebastelt und gebaut: Steine, Schinken und Schnecken wie echt. In sechs Bildern zeigen die Theaterleute, wie Lieseli am Ende doch noch den Namen des mysteriösen Männchens – Rumpelstilzchen eben – errät und damit ihr Kind rettet. Seppli und Lieseli warten mit gesanglichen Darbietungen auf, während der Auftritt Rumpelstilzchens – es entspringt wörtlich dem Bühnenboden – nicht nur Lieseli überraschen und erschrecken wird.

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