Märchentheater Triengen

In Triengen werden Armut und Hunger statt Märchenprunk gezeigt

Das Märchentheater Triengen spielt «Hänsel und Gretel». Eine gute Waldfee beschwichtigt allfällige Ängste vor der bösen Hexe.

Im Forum Triengen wurde «Hänsel und Gretel» aufgeführt. Foto: Hannes Bucher

Anders als in vielen Grimm-Märchen geht es in «Hänsel und Gretel» nicht um eine süsse Prinzessin, einen verwandelten Prinzen, einen Königshof oder viel Prunk. Vielmehr herrschen bittere Armut und Hunger. Diese sind so gross, dass sich die Eltern von Hänsel und Gretel entschliessen, die beiden Kinder im Wald auszusetzen. Dort geraten sie in die Fänge der bösen Hexe, die Arges vorhat.

Eine böse Geschichte. Das Märchentheater Triengen hat sich den Entscheid, «Hänsel und Gretel» auf die Bühne zu bringen, nicht leicht gemacht, sagt Regisseurin Prisca Steiger. «Es ist halt schon ziemlich hartes Geschehen.» Die Altersempfehlung sei deshalb bewusst auf «ab fünf Jahren» angesetzt worden. Prisca Steiger hat selber in früheren Produktionen mitgespielt und weiss, wie gerade Kinder mitfiebern, sich auch mal ängstigen und mit den Figuren mitleiden. Ausschlaggebend für den Entscheid für dieses Märchen war schliesslich die Rolle der guten Waldfee Lulundula, die in der gespielten Theaterfassung vorkommt.

Waldfee verbannt die Angst

Die Fee greift ins Geschehen ein, wenn es brenzlig wird. Foto: Hannes Bucher

Am vergangenen Sonntagnachmittag war die Premiere. Dabei konnten die kleinen und grossen Besucher miterleben, wie die gute Waldfee Lulundula immer dann ins Geschehen eingreift, wenn es schlimm zu werden droht. Sie spricht Hänsel und Gretel Mut zu, singt und tanzt mit ihnen und lässt sie die Angst vergessen.

Auch die Kinder im Saal werden wiederholt ins Geschehen miteinbezogen. Sie dürfen mitsingen und auch den Zauberspruch laut mitsprechen. Schliesslich können alle befreit aufatmen, als die Hexe selbst ins Ofenloch geschoben wird. Das ersehnte Happy End ist damit Tatsache.

Überzeugendes Ensemble

Die stimmige Inszenierung auf der Bühne des Forums Triengen beinhaltet alles, was zu einer gelungenen Märchenaufführung gehört: eine farbige Kulissenwelt, stimmige Kostüme, wohl dosierten Lichteinsatz und fein unterlegte Musik. Das Ensemble überzeugt als Ganzes, die Rollen sind treffend besetzt. Astrid Troxler kommt als «Hexe» exakt so daher, wie Klein und Gross sich eine «böse Hexe» vorstellen, und Pascal Küng (Hänsel) und Rahel Lisebach (Gretel) interpretieren ihre Rollen ebenso souverän wie Lin Arnold die Waldfee spielt.

Eigentlich sei die diesjährige Produktion bereits im vergangenen Jahr vorgesehen gewesen, sagt Präsident Marcel Müller. Mitte September wurde dann coronabedingt abgebrochen und um ein Jahr verschoben. «Alle sind dabei geblieben und wir konnten diesen Herbst auf dem Erarbeiteten weiter aufbauen.» Nun dürfen die verdienten Lorbeeren geerntet werden.

Ein eigentlicher Familienverein

Stimmige Inszenierung auf der Bühne des Forums Triengen. Foto: Hannes Bucher

Der Verein Märchentheater Triengen ist nach den Worten des Präsidenten ein eigentlicher Familienverein – will heissen, oft ist ein Grossteil der Familie oder gar die gesamte Familie bei einer Produktion mit dabei. So steht etwa Svenja Negri als «Krähe» auf der Bühne, Vater Nico Negri und Sohn Lars wirken im fünfköpfigen Bühnenteam mit, Esther Negri ist (zusammen mit Hedy Steiger) für die Kostüme verantwortlich.

Bei der Hauptprobe am Samstagnachmittag durften der Sohn und die Tochter von Pascal Küng im Publikum sitzen und am Schluss ihrem Papi zünftig applaudieren. Dieser steht als Hänsel auf der Bühne. Pascal Küng sagt: «Es macht viel Spass, eine Märchenrolle zu spielen. Man darf dabei so richtig mitgehen und auch mal etwas übertreiben.» Er war bereits bei der Produktion von «Tischlein deck dich» vor drei Jahren mit dabei. Und es wird für ihn nicht das letzte Mal sein, das weiss er jetzt schon.

Nun stehen für das Märchentheater Triengen bis 18. Dezember noch fünf weitere Aufführungen an. «Der Vorverkauf ist gut angelaufen. Aber es hat noch Plätze», sagt Marcel Müller.

Presse