Märchentheater Triengen

Waldgeist und ein doppelter Drachen

Maschenka muss vom goldenen Brunnen Wasser holen. Der Weg dorthin ist allerdings hindernisreich: Schraten, Wölfe, ein doppelköpfiger Drache. Schafft sie es? Das Märchentheater Triengen spielt heuer Otfried Preusslers Märchen «Der goldene Brunnen», ein Stück mit eindrücklichen Bildern. Das sonntägliche Premierenpublikum war begeistert.

Seit 1991 ist in der Adventszeit in Triengen jedes zweite Jahr Märchenzeit. Nach einem poetischen «Aladin», der «Prinzässin Tuusigschön» und dem allseits bekannten «Froschkönig» wählte Roswitha Willimann, die Begründerin und Regisseurin des Märchentheaters Triengen, für dieses Jahr das Märchen von Otfried Preussler «Der goldene Brunnen», welches dieser nach einer russisch-ukrainischen Überlieferung geschrieben hat. Ein Stück in fünf kräftigen Bildern voller Hochspannung und mit viel Action, wie man heutzutage zu sagen pflegt. Die Regisseurin machte auch die Dialektfassung und passte das Stück dem Ensemble an.

Das ist der Ausgangspunkt: Das Wasser im Dorfbrunnen ist schlecht; der Brunnen ist krank. Was ist zu tun? Die gehörlose Wunderheilerin weiss Rat: Jemand muss Wasser aus dem goldenen Brunnen holen. Derselbe aber ist erstens jenseits der Wälder, wo Wölfe und Schrate (zottige Waldgeister) ihr schrecklich-grausames Unwesen treiben, und zweitens wird er von einem doppelköpfigen Drachen bewacht. Drei Wunderhölzer aus Mutters Schürze sollen die drei Hindernisse aus dem Weg räumen. Die Tochter Maschenka macht sich auf den Weg, während ihr grosssprecherischer Bruder sich bereits zum Kälbchentränken abgemeldet hat. Ein Vogel weist ihr den Weg. Wenn da nur nicht der ausrangierte Soldat Mischa Holzbein, den sie im Gefängnis der Wölfe trifft, eines der Hölzer unbedacht für Schnaps und Speck vergeuden würde!

Die Bilder, vorab jene, wo Mischa und Maschenka den Gefahren begegnen, beeindrucken. Zunächst werden die beiden von wilden Wölfen gefangen, dann sollten sie von den Schraten im Nebelwald dem Erfrierungstod ausgeliefert werden, und im letzten Bild wartet ein gefrässiger Drache – immerhin hat er zwei Köpfe mitsamt Mäulern – auf ein nahrhaftes Menschenmahl.

Für Spannung ist gesorgt, und die dank wirkungsvollen Kulissen sowie dem überlegten Einsatz von Licht und Ton atmosphärisch dichten Bilder verstärken diese und lassen eintauchen, miterleben. In den Details winkt der Witz, blinzelt immer wieder der Schalk, ermöglicht befreiendes Lachen.

Roswitha Willimann konnte auch dieses Jahr auf erfahrene Leute zählen wie die junge Sophie Hodel als Maschenka, Hansruedi Kaiser als Mischa Holzbein, Urs Wolf als Anführer der Wölfe, Anna Hodel, Pius Berger und Erich Portmann als Schrate. Zu überzeugen vermögen aber auch die «Neulinge» Vreni Hubmann als Mutter, Petra Kaiser und Marion Hubmann als deren Kinder und Hanny Weingartner, die dem doppelköpfigen, alkoholgierigen Drachen zwei Stimmen leiht. Eine grosse Leistung vollbringt die gehörlose Sandra Beck als gehörlose Wunderheilerin Anja, eine Rolle, die Roswitha Willimann eigens für sie erfunden hat.

Zu einem stimmigen Theatererlebnis tragen auch die wort-, aber nicht geräuschlos auf der Bühne agierenden Wölfe und Kinder bei. Und nicht zu vergessen sind die zehn Personen hinter den Kulissen, die Kleider nähten, Kulissen und Masken konstruierten, frisierten und schminkten und für Licht, Ton und Spezialeffekte verantwortlich zeichnen.

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