Märchentheater Triengen

Wenn das Rosenland zum Schattenland wird

Falsche Eitelkeit wird bestraft—im Grimm-Märchen «König Drosselbart» in Triengen trifft es die stolze Prinzessin Gloria. Eintauchen in eine bezaubernde Märchenwelt ist garantiert.

Da mag die Sonne nicht mehr scheinen: Zu eitel, selbstgefällig und vorlaut ist die Prinzessin im Königreich Rosenland. Heller als die Sonne selbst meint sie zu scheinen. Doch da ist auch ein Zauberer, der alle eingebildeten Menschen bestraft. Er lässt die Sonne hinter dunklen Wolken verschwinden, das Königreich wird für lange Zeit zum Schattenland. Jahre später regiert der König Zwirbelschnauz da; sein schttiges Reich verursacht ihm einen lästigen Schnupfen, und so ist er ständig ebenso unzufrieden wie seine blasierte, hochnäsige und unbelehrbare Tochter Gloria. Keine Besserung scheint in Sicht, bis eines Tages König Drosselbart das Schattenland besucht. Er kommt auf eine ausgeklügelte Idee, wie der Prinzessin eine nachhaltige Lebenslehre erteilt werden könnte. Wie so oft im Märchen muss erst eine Prüfung bestanden werden, bis sich das Blatt zum Guten wendet. Unter der Regie von Sophie Hodel spielt das Märchentheater Triengen das Grimm-Märchen «König Drosselbart»—letztes Wochenende war die Premiere des Märchenspiels in vier Bildern in einer Fassung von Jörg Schneider.

Bunte und üppige Kostüme

Das Glänzen der kleinen Zuschauer, die verträumten Blicke auch der grossen Theaterbesucher zeigen: Da wird auf der Theaterbühne im Forum Triengen eine bezaubernde Märchenwelt kreiert: Bunt und üppig sind die Kostüme, die Requisiten, das ganze Drumherum. Erich Portmann switcht elegant zwischen der Rolle des Drosselbarts und des Bettlers. Rahel LIsebach mimt die nörgelnde Prinzessin so, wie sie im Märchenbuch steht. Da machen selbst die kleinen Zuschauer grosse Augen, wie ungezogen sie sicht gibt. Und Hansruedi Kaiser als König Zwirbelschnauz dreht seinen Schnauz, wie er eben gedreht werden muss. Man mag ihn als Zuschauer und versteht ihn, wenn er—wenn auch schweren Vaterherzens—seine Tochter der Probe in der Bettlerhütte aussetzt. und dann muss er ja immer auch noch niesen—zu seinem Übel und zum Spass der Zuschauer. Zwar eine untergeordnete Rolle am Hof, aber eine wichtige und zentrale Rolle im Stück spielen die Magd Maieli (Marusca Beck) und die Köchin Ludmilla (Prisca Steiger) sowie der Kämmerer Stelzenbein (Marcel Müller). Köstlich und gelungen spielen sie ihren Part—vorlaut, wie es sein muss, aber mit gutem Gespür, wohl dosiert und charmant. Höfisch und märchenhaft höflich agieren auch die anderen Protagonisten. Schön sind die eingebauten Lieder und Tänze. Sie bereichern die Inszenierung. Livemusik wäre vielleicht jetzt noch das Tüpfelchen auf dem i.

Schon eine halbe Stunde vor Beginn haben die sechsjährige Meilin und ihre vierjährige Schwester Finia ihre Plätze eingenommen. Sie sind mit den Grosseltern aus Moosleerau angereist. «Mein Grossmueti hat mir das Märchen schon mal erzählt—es kommt gut heraus», sagt die Erstklässlerin. Sie ist dann aber doch erleichtert, dass dies so zutrifft. Auch die fünfjährige Allisha Simao aus Emmenbrücke ist froh, als die Prinzessin ihre Bettlerkleider wieder ablegt: «Jetzt gefällt sie mir wieder» flüstert sie und strahlt.

«Sehr zufrieden» ist auch Regisseurin Sophie Hodel. Sie weiss, wie es ist, auf der Bühne zu stehen: «Ich war schon Prinzessin, auch schon Königin.» Was macht eine gelungene Märchenproduktion aus? «In erster Linie viel Herzblut aller Beteiligten» sagt die Theaterfrau. Das trifft zweifellos auf das ganze Trienger Märchentheater-Ensemble zu. Ist das Stück für die Kleinsten im Saal vielleicht etwas gar lang? «Nein, mit gut zwei Stunden stimmt es. Das haben auch die Besucher an der Hauptprobe bestätigt.»

Presse